Liebe Leserinnen, liebe Leser, kaum ist es in Kraft, soll es auch schon wieder entkräftet werden: das Lieferkettengesetz. Nicht nur die Bundesregierung erwägt, die Verordnung zur Einhaltung von unternehmerischen Sorgfaltspflichten abzuschwächen oder gar auszusetzen. Auch die EU-Kommission plant, ihre Regulierungen im Bereich Unternehmensverantwortung zu verwässern. Firmen könnten dann wieder getrost ein oder beide Augen vor der Missachtung von grundlegenden Menschenrechten in ihrer Produktion zudrücken – Profit über soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Wir bei der Romero Initiative (CIR) stehen in engem Kontakt mit Gemeinden und Organisationen in Lateinamerika, die selbst von Menschenrechtsverletzungen in den Lieferketten europäischer Unternehmen betroffen sind. Vor allem in der dortigen Bekleidungsindustrie und Landwirtschaft setzen wir uns für würdige Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne ein. In den sogenannten Maquilas, den Weltmarktfabriken Mittelamerikas, nähen Arbeiterinnen und Arbeiter die Kleidung für nordamerikanische und europäische Marken und Handelshäuser. Der Arbeitsalltag der Frauen ist hart und dennoch gehen sie am Ende des Monats mit einem mickrigen Gehalt von 200 bis 300 Euro nach Hause. Bei Krankheit muss mit Lohnabzug gerechnet werden, bei Schwangerschaft sogar mit Entlassung. Umwelt- und Gesundheitsvorschriften werden nicht beachtet. Auch in anderen Teilen dieser Welt werden Arbeitsrechte mit Füßen getreten. So legte die CIR vergangenes Jahr mittels verdeckter Ermittlungen und Interviews mit Arbeiter*innen katastrophale Arbeitsbedingungen in Mattels Spielzeugfabrik Chang’an im chinesischen Dongguan offen ( Toys Report 2024). Die Produktion der weltweit beliebten Barbie-Puppen geht dort einher mit exzessiven Überstunden, sexueller Belästigung, Diskriminierung, systematischer Benachteiligung und existenzbedrohenden Löhnen. All diese Beispiele machen deutlich: Ohne verpflichtende Regulierungen werden Regierungen und Unternehmen auch im Jahr 2025 allzu oft nicht ihrer menschenrechtlichen Verantwortung für eine sozial und ökologisch nachhaltige Wirtschaft gerecht. Umso wichtiger ist es, mit entwicklungspolitischer Bildung unnachlässig ein Verständnis für die globalen Auswirkungen unserer Wirtschaftsweise und unseres persönlichen Konsumverhaltens zu schaffen – für eine faire Arbeit und eine faire Welt. Und genau darum wird es in diesem Newsletter gehen. Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre! Lea Schmidt, Romero Initiative (CIR) EWIK-Kooperationspartner |