Ozeane und die UNESCO
Die Ozeane bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche. Sie sind essenziell für das Leben: Als Wärmespeicher reduzieren sie tägliche Temperaturschwankungen und den fortlaufenden Temperaturanstieg aufgrund des Klimawandels, sie produzieren mehr als die Hälfte des Sauerstoffs und speichern Kohlendioxid, sie sind zentral für Welthandel, sie sind Lebensraum für mehr als drei Viertel allen Lebens und auch wesentliche Quelle unserer Ernährung. Die Menschheit ist den Ozeanen seit Jahrtausenden spirituell verbunden.
Doch diese Ozeane stehen vor schwerwiegenden Bedrohungen: Globale Meeresströmungen könnten sich verändern, Pufferkapazität und riesige Ökosysteme könnten verschwinden – was würdevolles Leben großer Teile der Menschheit gefährdet. Der Meeresspiegel steigt, Überfischung, Verschmutzung durch Plastik und Chemikalien bedrohen Lebensräume, zerstörerischer Tiefseebergbau steht kurz vor der Einführung. Der Klimawandel hat die Wassertemperaturen und den Säuregehalt der Meere erhöht, mit gravierenden Auswirkungen zum Beispiel auf Korallenriffe.
Daher haben die Vereinten Nationen in ihrer Agenda 2030 erstmals ein eigenes Nachhaltigkeitsziel (SDG 14) für die Ozeane beschlossen: Meeresressourcen sollen nachhaltig genutzt und geschützt werden, und erstmals wird diese Frage verknüpft mit allen anderen Menschheitsherausforderungen. Konkret fordert SDG 14 ein Ende der Meeresverschmutzung und der Versauerung der Meere, nachhaltige Fischerei und den Schutz mariner Ökosysteme. Internationale Zusammenarbeit ist Mittel und Ziel, da die Ozeane von allen Staaten gleichermaßen abhängen – umgekehrt hängen alle Staaten gleichermaßen von gesunden Ozeanen ab. Und tatsächlich haben die Vereinten Nationen 2023 mit einem globalen Vertrag einen Durchbruch beim Naturschutz auf der Hohen See erzielt.
Die UNESCO spielt eine Schlüsselrolle für SDG 14. Ihre Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission (IOC) koordiniert seit 1960 die wissenschaftliche Erforschung und Beobachtung der Ozeane durch internationale Zusammenarbeit und Unterstützung für den Globalen Süden. Sie berät Regierungen dabei, Meeresressourcen nachhaltig zu nutzen (zum Beispiel durch marine Raumplanung) und Naturkatastrophen wie Tsunamis vorzubeugen. Der Zeitraum 2021 bis 2030 ist die Dekade der Vereinten Nationen der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung. Dieser Zeitraum soll einen Erkenntnissprung für Schutz und nachhaltige Nutzung der Ozeane bringen – und tatsächlich gelang in wenigen Jahren etwa ein sprunghafter Anstieg bei der hochauflösenden Kartierung des Meeresbodens. Die mehr als 50 marinen UNESCO-Welterbestätten, darunter das Great Barrier Reef, das Wattenmeer und die Galapagos-Inseln, zählen zu den Kronjuwelen der Ozeane – ob und wie man Welterbestätten auch auf Hoher See deklarieren kann, wird aktuell diskutiert. Die Arbeit der UNESCO für Bildung für nachhaltige Entwicklung sensibilisiert für Bedrohungen der Meere und für mögliche Gegenmaßnahmen.
Die UNESCO spielt für die Ozeane durch Forschung, Monitoring, Bildung und Schutzprogramme eine unverzichtbare Rolle. Nur durch kollektives, multilaterales Handeln auf Augenhöhe können wir die Gesundheit der Ozeane bewahren – für das Wohlergehen der Menschen heute und in Zukunft.
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Dr. Lutz Möller, Stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission