Liebe Leserinnen und Leser,
der Zugang zu gebührenfreier guter Bildung ist der Schlüssel zur Überwindung sozialer Ungleichheit: Sie eröffnet den Menschen die Möglichkeit zur Entfaltung ihrer Potentiale und ebnet den Weg für gerechtere, inklusivere, stabilere Gesellschaften. Bildung trägt entscheidend dazu bei, die Kluften zwischen den Geschlechtern, Wohlhabenden und weniger Begünstigten sowie Mächtigen und benachteiligten Gruppen zu verringern.
In einer Zeit, die von Krisen und sozialer Fragmentierung geprägt ist, braucht es mehr denn je eine Politik, die niemanden zurücklässt und allen Menschen Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben frei von Armut eröffnet. Um Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, sind Investitionen in hochwertige, transformative und inklusive öffentliche Bildungssysteme nötig.
Im Nachgang der COVID-Pandemie befinden wir uns in einer globalen Bildungskrise. Mangelnde finanzielle Ressourcen für öffentliche Bildungssysteme sind dabei ein Hauptgrund, warum es noch immer enorme Ungerechtigkeiten bei den Bildungschancen gibt. So sehr gute Bildungsangebote dazu beitragen, mehr Chancengerechtigkeit zu schaffen, so sehr zementieren Unterfinanzierung und politische Vernachlässigung des Sektors bestehende Ungleichheiten. Schwache öffentliche Bildungssysteme lassen Gesellschaften weiter auseinanderdriften und untergraben soziale Mobilität. In vielen Ländern gehen Kinder aus wohlhabenden Familien in die besten Schulen, oft erhalten sie eine private Förderung. Mädchen und Jungen, die in Armut geboren werden, sind bereits an den Schultoren benachteiligt – wenn sie überhaupt dort ankommen. Millionen der ärmsten Mädchen der Welt werden in ihren Lebensmöglichkeiten eingeschränkt, da ihr Bildungsweg viel zu kurz ist.
Die brasilianische G20-Präsidentschaft hat bereits die Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt und um mehr nationale Bemühungen und internationale Kooperation geworben. Die Notwendigkeit dafür zeigt die aktuelle Studie von Oxfam, der Committment to Reducing Inequality Index 2024, welcher die Anstrengungen der Regierungen in 164 Ländern zur Überwindung der Ungleichheit misst, deutlich auf: 84 Prozent der Länder haben in den vergangenen zwei Jahren den Anteil ihrer Budgets gekürzt, der in soziale Grunddienste fließt, darunter Bildung. Nationale Haushalte sind durch hohe Schuldenlast und geringe Steuereinnahmen unter Druck, internationale Entwicklungsleistungen sind rückläufig. Um mehr fiskalischen Spielraum für die notwendigen Investitionen zu schaffen, braucht es eine breitere Steuerbasis. Allzu oft gelingt es multilateralen Konzernen und reichen Einzelpersonen, ihre Gewinne und Vermögen zu verschleiern oder zu niedrigsten Sätzen zu versteuern. Brasilien hat seine G20-Präsidentschaft genutzt, um den Kampf gegen Ungleichheit auf die Tagesordnung zu setzen. Mit der Abschlusserklärung haben sich die G20 verpflichtet, gegen Ungleichheit zu kämpfen und bei der Besteuerung der Superreichen zusammenzuarbeiten. Ein globaler Standard könnte Billionen von Dollar aufbringen, die für mehr soziale Gerechtigkeit benötigt werden.
Oxfam setzt sich im politischen Dialog und mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen für Bildungsgerechtigkeit weltweit sowie die Finanzierung guter öffentlicher Bildungssysteme ein.
In diesem Newsletter finden Sie Unterrichtsmaterialien und -medien sowie Hinweise auf Kampagnen, Fortbildungsangebote und Hintergrundinformationen zum Thema Bildungsgerechtigkeit. Schwerpunktunabhängige aktuelle Meldungen sowie Neues aus den Fokusrubriken und Veranstaltungshinweise runden die Ausgabe ab. Viel Freude beim Lesen!
Sandra Dworack, Senior Policy Advisor bei Oxfam und Sprecherin der Globalen Bildungskampagne,