Liebe Leserinnen und Leser,
Digitalität ist von zentraler Bedeutung für Globales Lernen bzw. Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Dies ist nicht nur der Fall, weil es sich bei Digitalität um einen weltumspannenden Kulturwandel handelt, sondern auch deshalb, weil die Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler im Globalen Lernen entwickeln sollen, eine besondere Nähe zum Handlungsfeld der Digitalität aufweisen.
Machtstrukturen durchbrechen: Ein zentrales Anliegen im Globalen Lernen ist es, für die Ungleichverteilung von Macht und hegemonialen Strukturen weltweit zu sensibilisieren und ein Umdenken für mehr Gerechtigkeit und Teilhabe anzustoßen. Auch in der Digitalität geht es darum, Machtstrukturen zu identifizieren und zu hinterfragen. Wie kommen mein News Feed auf Social Media und die Antworten von ChatGPT zustande? Wer entscheidet eigentlich, welche Informationen mir angezeigt werden und inwieweit sind Quellen selbst von einem Bias an Stereotypen durchdrungen?
Perspektivwechsel ermöglichen: Ein zweites zentrales Element des Globalen Lernens besteht darin, Lernenden einen Perspektivwechsel zu ermöglichen. Es sollen authentische Stimmen aus aller Welt und ihre Sichtweisen zu Gehör kommen, um ein voneinander Lernen zu ermöglichen. In einer Kultur der Digitalität können Influencerinnen und Influencer zentrale Akteure sein, die ihre Sicht auf die Welt teilen und so anderen zugänglich machen. Doch wie können wir – im Globalen Lernen und in der Digitalität – aus unserer Bubble herauskommen und die unterschiedlichen und vielleicht auch vermeintlich unbequemen Stimmen wahrnehmen?
Kontextbezogen anpassen: Im Globalen Lernen versuchen wir die Gemeinsamkeiten, geteilten Herausforderungen und Verantwortung für die Welt hervorzuheben. Gleichzeitig soll deutlich werden, dass die Menschen in ihren jeweiligen Kontexten unterschiedlich betroffen sind und unterschiedliche Lösungen finden. In einer Kultur der Digitalität, in der Kommunikation unmittelbar und weltweit vernetzt ist, werden Themen und Debatten ebenso schnell zum gemeinsamen globalen Gegenstand. Wenn etwas viral geht, wird es weltweit von Personen geteilt und zugleich an den eigenen Kontext angepasst. Es geht also auch hier um einen gemeinsamen Bezugsrahmen bei gleichzeitiger Anerkennung der spezifischen Kontexte.
Bildungshandeln steht also bei beiden Handlungsbereichen – Globalem Lernen und Digitalität – vor ähnlichen normativen und strukturellen Fragen. Diesem versucht das Projekt reliGlobal, gefördert von Brot für die Welt, im Rahmen seines Auftrages, Materialien für Globales Lernen im Religionsunterricht zu entwickeln, nachzugehen. Dafür stellt das Team die Materialien als Open Educational Resources (OER) digital möglichst niedrigschwellig zum Verwenden und Remixen zur Verfügung, arbeitet in offenen, digitalen Arbeitsprozessen, um weitere Perspektiven durch die Mitarbeit Dritter zu gewinnen und versucht durch einen Community-Aufbau ein gleichberechtigtes, gemeinsames Arbeiten zu befördern – eine Kultur der Offenheit und Teilhabe global und digital.
Dieser Newsletter stellt vielfältige Möglichkeiten vor, wie Globales Lernen und BNE auf digitale Weise vermittelt werden können. Viel Spaß beim Lesen!
Bianca Kappelhoff
Koordinatorin Projekt reliGlobal, Comenius-Institut
EWIK-Kooperationspartner |