Liebe Leserinnen und Leser,
die Sommerferien rücken näher und der geplante Urlaub steht vielleicht schon kurz vor der Tür. Portugal und Spanien melden Rekordtemperaturen und kämpfen mit Dürre und Wasserknappheit. Dort wo es hingegen zu Hochwasser und Überschwemmungen kommt, wie aktuell in Norditalien, wird das Trinkwasser ebenfalls knapp, weil die Brunnen verunreinigen. In vielen Ländern des Globalen Südens sind die klimabedingten Schäden schon seit Jahren sehr hoch, die Situation wird vielerorts immer dramatischer. Was bedeutet das für mich als Reisenden, wenn ich Urlaub in solchen Regionen mache, und was gibt es noch zu beachten?
Bleiben wir beim Beispiel Wasser: Urlauberinnen und Urlauber verbrauchen ein Vielfaches an Wasser gegenüber Einheimischen. Der Wasserverbrauch eines Luxushotelzimmers auf Sansibar liegt beispielsweise bei rund 3.195 Litern am Tag, während ein Durchschnittshaushalt mit 94 Litern auskommen muss. Neben den Hotelanlagen erhöhen zudem wasserintensive Sport- und Freizeitanlagen wie Golfplätze den Verbrauch. So kommt es, dass der Tourismus vielerorts mit der Landwirtschaft um Wasser konkurriert.
Diese Beispiele zeigen, dass der Tourismus eng mit Themen wie Wasserversorgung und Ernährung verbunden ist. Andere Beispiele würden zeigen, wo es weitere Konkurrenzen gibt, sei es um Wohnraum oder den Bau und die Nutzung von Infrastrukturen. Kein Wunder, dass der Tourismus mehrfach in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung benannt ist. Denn eine Transformation unserer Welt im Sinne der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung ist nur möglich, wenn sich auch der Tourismus grundlegend transformiert. In diesem Zusammenhang bietet der Tourismus nämlich auch Chancen. Durch die enge Verflechtung mit anderen Wirtschaftszweigen kann der Tourismus als treibende Kraft dienen, um nachhaltige Transformationsprozesse in Gang zu setzen.
Kann der Tourismus auch ein Bildungsmotor sein – ganz im Sinne des geflügelten Wortes vom „Reisen, das bildet“? Durch das Reisen können Urlauberinnen und Urlauber andere Kulturen, Menschen, Ideen, Lebensweisen sowie Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsmodelle kennenlernen. Eine Reise kann helfen, eigene Denkmuster zu hinterfragen und wertvolles lokales Wissen aus anderen Ländern nach Hause zu tragen. Das alles sind Chancen, die wir wahrnehmen sollten. „Wir,“ das sind politische Entscheidungsträgerinnen und -träger, Unternehmen, aber natürlich auch Reisende. Wie das gelingen kann, welche Ideen und welche Herausforderungen es dabei gibt, das alles sind Themen, die auch in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit nicht zu kurz kommen sollten.
Aus dieser Motivation heraus haben wir ein Bildungsmaterial für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mit vielen Infos und didaktischen Umsetzungsideen entwickelt. Unser One Planet Guide wiederum spricht Reisende ganz direkt an, indem er sie spielerisch durch den Urlaub begleitet und ihnen aufzeigt, wie sie sich respektvoll und verantwortungsbewusst in ihrem Gastland verhalten können.
Mehr Ideen, wie nachhaltiges Reisen aussehen kann, gibt’s im Newsletter. Viel Spaß beim Lesen und einen guten Start in den Sommer wünscht Ihnen
Markus Buderath
Tourism Watch bei Brot für die Welt
EWIK-Kooperationspartner |